fbpx

Wochenendrebellen

Groundhopping | Autismus | Wissenschaft | Podcast | Weltverbesserung

#14 Stefan liebt die Spvgg Unterhaching

Lieber Jay-Jay,

ich kenne deinen Papsi schon etwas und begleite euren Weg schon eine Weile. Leider wart ihr noch nicht bei meinem Herzensverein und deshalb kennen wir beide uns auch noch nicht.

Das liegt vielleicht auch daran, dass wir nicht mehr zu den Großen in diesem Konzert gehören. Zumal das erfolgreichste an meinem Verein auch nicht die Fußballer sind. Es sind die Bobfahrer und damit sind wir schon beim beSONderen der SpVgg Unterhaching!

Bei mir war es Liebe auf den zweiten Blick. Durch meinen Papa war ich in jungen Jahren dem Rekordmeister zugetan. Aber damals, so um 1995 rum, wechselte ein gewisser Jochen Seitz in den Sportpark. Das fand ich cool, da er wie ich mit Nachnamen heißt. Damals spielte ich selbst Fußball und alle hatten die Trikots mit dem eigenen Namen bedruckt. Ich wollte also unbedingt ein Trikot mit dem Namen von Jochen drauf!

Also fuhr ich mit 16 damals allein zum Training der Mannschaft. Fast zwei Stunden dauerte es von meinem Heimatort bis ich am Stadion war. Ich weiß noch genau wie ich es damals in Unterhaching gesucht habe. Mit Internet war es ja noch lange nicht so weit wie heute. Aber ich fand Stadion, Trainingszentrum, Fanshop und Geschäftsstelle. Also kaufte ich mir ein Trikot und schaute der Mannschaft beim Training zu. Nach dem Training fragte ich den Trainer Lorenz-Günther Köstner nach einem Autogramm, welches er mir gerne gab. Als nächstes stand Willi Wittmann, unser damaliger Torwart vor mir. Er meinte ob er es in die Kabine mitnehmen soll. Ich fand das natürlich super und sagte: ja, aber natürlich. Nach fast einer Stunde warten brachte mir Willi das Trikot zurück und es hatte die ganze Mannschaft drauf unterschrieben. Ich war mächtig stolz und mein Herz war verloren!

Die zweite Liga war damals noch etwas ganz anderes als heute. Dort spielten Vereine wie Meppen, Gütersloh oder Zwickau. Die Stadien waren zum Teil ziemlich kleine Bruchbuden, wie auch unseres. Dort hatten gerade einmal 9.000 Platz. Wir hatten schon damals nicht viel Geld, aber wir hatten eine richtig geile Mannschaft. In der Saison 1998/99 gelang uns nach 34 Spieltagen der Aufstieg in die 1. Bundesliga. Es war einfach der Wahnsinn!

Ich bin spätestens ab der ersten Liga regelmäßig ins Stadion gegangen und habe, als ich endlich 18 war, auch angefangen auswärts zu fahren. Hier habe ich viele Geschichten erlebt und ganz viele Menschen kennengelernt. Ich bin durch die ganze Republik, von Garmisch bis nach Kiel, gefahren. Habe viele, viele, also wirklich viele Niederlagen gesehen, tolle Siege und blöde Unentschieden. Seit Mitte der 90er erlebte ich 2 Auf- und 3 Abstiege.

Wir haben damals in der Bundesliga die Bayern mit 1:0 geschlagen. Heute hab ich noch Miroslaw Spizak vor Augen, wie er Mehmet Scholl aussteigen lässt und den Ball ins lange Eck schießt. Oliver Kahn springt, fliegt, kommt aber nicht mehr an den Ball ran. Was für ein toller Moment.

Ich stand an einem Montagabend mit 15 anderen im Gästeblock von Alemannia Aachen und habe eine 1:5 Niederlage gesehen. Da wir so wenig waren, filmte das Fernsehen, damals war es noch das DSF, den Gästeblock. Ich bekam am nächsten Tag ziemlichen Ärger, weil ich eigentlich in der Schule hätte sein sollen und mich aber „krank“ gemeldet hatte.

Ich könnte dir Stundenlang Geschichten erzählen, es war damals eine tolle Zeit. Das wirklich tollste für mich sind aber bis heute die Menschen. Ich habe meinen besten Freund im Stadion kennengelernt. Er hat wiederrum auf meinem Geburtstag seine Freundin kennenglernt. Immer wenn wir uns sehen, erzählt einer von uns eine Geschichte aus der „guten alten Zeit“.

Heute gehen wir beide ganz selten ins Stadion, aber wenn freuen wir uns über Siege und ärgern uns über Niederlagen, wie früher!

Jay-Jay, ich kann dir beim besten Willen nicht raten Fan eines Vereins zu werden der in der dritten Liga spielt. Der zudem meistens vor weniger als 2000 Zuschauern Zuhause spielt und den bei Auswärtsspielen oft weniger als 20 Fans begleiten. Nein, nicht Unterhaching!

Such dir lieber einen Verein der viele Fans hat! Er muss nicht im Europapokal oder um die Meisterschaft spielen. Ab- und Aufstiege gehören zum Leben und machen das Salz in der Suppe aus. Das wichtigste sind die Menschen und die Erlebnisse. Mit 2000 anderen irgendwo stehen ist einfach geiler als mit 20. Aber das wichtigste: such dir einen Verein!

Schöne Grüße aus München,

Stefan

Den Stefan findet ihr ganz leicht. Bei Laufeinheiten im Olympiapark ist er das hechelnde Etwas hinter mir.

Auf Twitter findet Ihr in hier.

 

Show More

1 Comment

  • Rudel
    Rudel

    Hey Stefan,

    der Freund hat mittlerweile die Freundin geheiratet. Also nicht ich. Aber ich war auch paar Mal dabei und es war schon immer lustig 🙂
    Mein Herz gehört aber den Blauen, davon komm ich nicht mehr los 🙂

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert