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#26 Thomas liebt den Hamburger SV

Dies ist ein Brief für meinen Sohn. Eine Vielzahl netter Menschen hat sich die Zeit genommen um Jay-Jay ein paar Zeilen nieder zu schreiben und ihm Details zur zur Findung ihrer Fußballliebe zu verraten. Woche für Woche veröffentlichen wir eines der großartigen Werke unterschiedlichster Autoren. Innerhalb weniger Monate ist auch mit einer Antwort zu rechnen. Alle Briefe und Antworten findet man dann hier.

Alle weiteren Informationen wie auch du Rebellensupporter wirst findest du hier.

Hallo Jay-Jay,

wahrscheinlich kannst Du dich an mich nicht erinnern, aber wir haben uns beim Spiel Hertha gegen Schalke kurz vor Spielbeginn das erste Mal persönlich getroffen. Ich bin der, der dieses Sportradio macht, bei dem du und dein Papsi hoffentlich auch bald mal vorbeikommt aber das ist hier gar nicht das Thema. Ich wollte euch eigentlich nur mal schreiben, wie großartig ich euch und euer Projekt finde. Aber zurück zum Thema….

Ich war auch bei Hertha BSC gegen Schalke 04, obwohl ich weder Hertha noch Schalke Fan bin. Ich war da, weil ich ein Fußballspiel sehen wollte. Ich war da, weil ich dieses Spiel liebe, und es mir eigentlich fast egal ist, wer gerade spielt (fast…). Und das habe ich dann wohl mit Dir, deinem Papsi und Millionen anderer Fans gemeinsam.

Im Gegensatz zu Dir bin ich auch schon nicht mehr auf der Suche nach einem Lieblingsverein, denn den habe ich bereits. Es ist der HSV. Okay, es gibt einige die meinen, ich sollte mir mal einen anderen Verein suchen, aber das geht nicht, denn der Verein hat sich mich ausgesucht. So sagt man zumindest. Und daran glaube ich auch. Etwas. Er ist auf einmal einfach da und wird wohl auch nie wieder weggehen. Je nach persönlicher Lebenssituation wird der HSV mal mehr, mal weniger Zeit in meinem Leben einnehmen, aber er wird immer da sein. Manchmal (im Falle des HSv leider zu oft) bedeutet das dann Frust, manchmal Angst, und eines habe ich als HSV gelernt. Niederlagen gehören genauso zum Sport wie Siege. Ohne Niederlagen kann man den Sieg gar nicht richtig würdigen.

Aber lassen wir den HSV, denn dazu hat der Sven schon ein paar sehr schöne Zeilen geschrieben. Ich will dich mit diesen Zeilen schließlich nicht mit den zahlreichen, offensichtlichen Vorzüge des HSV langweilen, denn die kennst Du bestimmt alle schon, schließlich ist der HSV ja der Dino. Quasi der Klassiker. Immer dabei. Als Dino ist der HSV damit dann aber auch irgendwie immer vom Aussterben bedroht, aber das ist dann halt die andere Seite der Medaille. So mancher Fan anderer Fußball-Clubs wünscht es sich schon sehr, dass der letzte Dino der Bundesliga tatsächlich auch endlich mal absteigen und damit den Nimbus des „Immer dabei seins“ verlieren würde. Aber dieser Neid (und das ist dann ja wohl nur Neid…) ist ja auch über 50 Jahre hart erarbeitet worden. Kein anderer Bundesligaverein wird jemals von sich behaupten können. „Immer dabei zu sein“. Das ist quasi ein Alleinstellungsmerkmal. Schön, aber ehrlicherweise auch kein echter Grund Fan des HSV zu werden. Zumal das Maskottchen auch eher naja ist (wie alle Maskottchen). Aber die kann man sich als Fan auch nicht aussuchen, die werden irgendwann einfach eingeführt und dann sind sie da. Und beim HSV ist es Hermann (nach unserem berühmten Ex-Masseur Hermann Rieger benannt) das Dino. Aber wie gesagt, es gibt genügend andere Gründe HSV Fan zu sein. Schönstes Stadion der Welt, die besten Fans, die beste Stadt und vieles, vieles mehr. Aber das ist dann schon wieder sehr subjektiv und damit Geschmackssache. Aber auch streitbar.

Übrigens, wo wir hier unter uns sind, kann ich die Fans verstehen die dem HSV den Abstieg wünschen, auch wenn ich mir wünsche, dass der HSV niemals absteigen möge, weil er „mein“ Verein“ ist und niemand seinem Lieblingsverein etwas schlechtes wünschen würde. Aber dennoch verstehe ich ihren Wunsch, weil der HSV (noch) etwas ist, was kein anderer Verein von sich behaupten kann.  Genauso kann ich die Fans anderer Vereinen verstehen, dass sie ihren Verein viel besser als ich den meinen finden. Sie haben halt andere Bilder, Erinnerungen, Erfahrungen und Erlebnisse und damit auch ihren eigenen Verein gefunden. Aber genau das macht den Fußball (und auch das Leben) doch so schön. Jeder sammelt andere Erfahrung, jeder hat einen anderen Geschmack. Und eines sollte inzwischen auch klar sein: Nicht immer ist sportlicher Erfolg der Grund, warum man Fan wird, genauso wenig wie sportlicher Erfolg etwas über die Seele eines Vereins, oder gar den emotionalen Wert eines Verein aussagen kann.

Ein Verein ist viel mehr als Siege, viel mehr als die Spieler die dort gerade kicken, viel mehr als das Stadion, sein Maskottchen oder seine Fans. Es ist die Summe aller Einzelteile, gemixt mit der Emotion, den Bildern die du selber mit dem Verein verbindest (und die immer mehr werden) und der Emotion die du mit deinem Verein erlebst. Es gibt keine Formel, warum jemand man Fan eines Vereins wird.  Es ist wie in der Liebe: Auf einmal ist dieses Gefühl da und du wirst es auf einmal fühlen, wenn es wirklich da ist. Bis dahin erlebst du Woche für Woche auf deinen Touren aber den Sport und all seine Facetten. Alle seine guten und schlechten Seiten.

Als Fan ist man natürlich stolz auf seinen Verein, aber man sollte eigentlich nie wirklich überheblich zu sein, nur weil der Verein gerade mal oben steht oder Spiele gewinnt. Erfolge kommen und gehen, genau wie Trainer und Spieler. Die wahren Fans bleiben. Und wenn man den Verein mal ausblendet, ist es beim Fußball eigentlich egal, wer gerade aufläuft und spielt. Hauptsache sie spielen Fußball, im Idealfall mit der gleichen Leidenschaft und Hingabe, die Du und alle anderen Fans ihnen entgegen bringen. Aber vergesse bitte niemals: Die Erfolge deines Vereins oder deine Zugehörigkeit als Fan eines Vereins machen weder dich oder deinen Verein besser oder schlechter als irgendeinen anderen Fan eines anderen Vereins. Egal ob der gerade gewonnen oder verloren hat. Egal ob er Meister oder Absteiger aus Liga 2 ist. Sein Verein ist ihm genauso wichtig, wie dir dein Verein sein wird.

Zolle deinem Gegner den Respekt, den er sich verdient hat und den Du auch verdienst. Genau wie Du und dein Papsi. Das ihr euch unser aller besonderen Respekt für eure gemeinsame Touren verdient versteht sich von selbst. Respekt und in meinem Falle sogar etwas Neid, für das was ihr da miteinander findet und erlebt. Für mich ist das inzwischen das Wichtigste im Sport. Das gemeinsame Erlebnis das uns eint, miteinander verbindet. Im Regen wie bei Sonnenschein. In der Niederlage und im Sieg.

Hochachtungsvoll (und das habe ich schon sehr lange nicht mehr geschrieben)

Thomas

PS Wenn ich noch etwas sagen darf….

Auch deine Mama und deine Schwester verdienen Respekt, denn sie verzichten an vielen Wochenenden bewusst und bestimmt nicht immer gerne auf Euch. Das tun sie aber, weil sie euch lieben. Ihr seid quasi ihr Lieblingsverein. Sie sind eure größten Fans, auch wenn es manchmal nicht so aussehen mag. Sei dir aber immer einer Sache sicher: Sie lieben Dich! Und zwar egal welchen Lieblingsverein du am Ende finden wirst.

 

Kennt Ihr das?

Man trifft jemanden für nicht einmal fünf Minuten und merkt sofort:

Das kann kein schlechter sein.

Thomas, ein fettes Dankeschön in den Norden. Wir sehen uns sicherlich erneut.

Ich weiß gar nicht ob ich wirklich richtig die Daumen drücken soll. Ich finde es hier in der zweiten Liga ganz nett und mit euch wird es schon noch ein wenig kuscheliger.

Thomas findet ihr auf diversen Golfplätzen oder auch hier auf Twitter und natürlich auf

MeinSportradio.de.

 

 

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