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#30 Richard liebt den FC St.Pauli

Dies ist ein Brief für meinen Sohn. Eine Vielzahl netter Menschen hat sich die Zeit genommen um Jay-Jay ein paar Zeilen nieder zu schreiben und ihm Details zur zur Findung ihrer Fußballliebe zu verraten. Woche für Woche veröffentlichen wir eines der großartigen Werke unterschiedlichster Autoren. Innerhalb weniger Monate ist auch mit einer Antwort zu rechnen. Alle Briefe und Antworten findet man dann hier.

Hallo Jay-Jay,

ich bin der Rich und will dir heute erzählen, warum ich Sankt-Pauli-Fan geworden bin.

Ich habe Mitte der 90iger Jahre begonnen, mich näher mit Fußball zu beschäftigen. Da ich aus keiner Fußball-Familie komme hatte ich sozusagen freie Vereinswahl. Das einzige Fußballerlebnis mit meinem Papa war ein Hallentunier in Chemnitz. Ich erinner mich nur noch daran, dass die Fans der Vereine sich alle gegenseitig beschimpft haben. Alle gegen alle war das Motto. Damit konnte ich mich nun nicht anfreunden.

Da ich also keinen Verein hatte, beschloss ich erstmal, Fan des FC Bayern zu werden. (spätestens jetzt hoffe ich, dass es nie jemand liest 😉 ) Bayern war gut, von Bayern war immer die Rede. Es konnte also nicht falsch sein. Ich bekam zu Weihnachten eine Bayern-Fahne, einen Bayern-Pullover, eine Tasse. Ich würde lügen, wenn ich nicht sagen würde, dass ich zufrieden damit war.

Dann kam der 26.05.2000. Letzter Spieltag der 2. Bundesliga. Aus irgendeinem Grund lief die Konferenz im Radio, obwohl es eigentlich niemanden interessierte. Die 2. Liga war mir bis dahin auch ziemlich egal, aber durch die Berichte bekam ich nach einiger Zeit doch die ungefähre Konstellation mit. Und dann kam Marcus Marin, macht das Tor in der 90. Minute und rettet Sankt Pauli. Und die flippten alle total aus. Dabei waren die doch schlecht. Gerade so den Klassenerhalt in Liga 2 geschafft. Ich konnte das nicht wirklich einordnen, hatte ich mich doch bisher eher mit Meisterschaften und Champions League beschäftigt. Aber es hat mich fasziniert.

So fing ich an, in der folgenden Saison, die Spiele von diesem merkwürdigen FC Sankt Pauli genauer zu verfolgen. Und die spielten vollkommen unerwartet richtig gut mit und waren immer oben in der Tabelle. Ich schaute mir die Spiele an, lernte die Aufstellungen auswendig. Und nachdem sich am 34. Spieltag dann auch der Name Deniz Baris unauslöschbar in mein Gedächnis gebrannt hat, waren sie auf einmal in die Bundesliga aufgestiegen.

Dort lief es dann weniger gut. Das Weltpokalsiegerbesieger-Spiel mal ausgenommen. Aber die Niederlagen machten mir nichts aus. Ich weiß nicht genau, wann es passiert ist, aber irgendwann waren mir Niederlagen egal. Ich hatte das Gefühl, beim richtigen Verein zu sein. Wo Niederlagen zwar wehtun, aber sich auch irgendwie gut anfühlen. Das ist schwer zu erklären und wahrscheinlich auch schwer zu verstehen.Aber dort konnte ich einfach hingehen und ich sein. Ich will nicht 90 Minuten stumpf immer das Gleiche brüllen. Ich will in ruhe Fußball schauen, wenn mir danach ist, ich will Fangesänge grölen, wenn mir danach ist. Und das konnte ich immer bei Sankt Pauli und das schätze ich sehr.

Der Abstieg in die 2. und dann in die 3. Liga kam für mich sogar ziemlich gelegen und hat die Liebe noch vertieft. Auf einmal fanden Spiele in Chemnitz, Aue, Dresden, Leipzig, Erfurt oder Jena statt und ich konnte viel leichter zu diesen Spielen fahren. Das waren oft keine schönen Spiele, viel Regen und Kälte. Aber auch viel Spaß, viele tolle Leute und tausende Erinnerungen. Und die Bayern-Fahne? Hab ich trotzdem aufgehoben.

Viele Grüße aus Leipzig und walk on!

Vielen Dank!

Tsts. Einfach den verein wechseln. Sachen gibts! Danke an Richard.

Ihr findet Rich auf Twitter unter @derkante

Was es mit diesem Brief auf sich hat, warum du auch einen schreiben darfst musst und wer dieser Jay-Jay ist erfährt man hier.

 

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