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#41 Meik liebt Schalke 04

Dies ist ein Brief für meinen Sohn. Eine Vielzahl netter Menschen hat sich die Zeit genommen um Jay-Jay ein paar Zeilen nieder zu schreiben und ihm Details zur Findung ihrer Fußballliebe zu verraten. In dieser Woche veröffentlichen wir jeden Tag eines der großartigen Werke unterschiedlichster Autoren. Innerhalb weniger Monate ist vielleicht sogar mit einer Antwort des Sohnes zu rechnen. Alle Briefe und Antworten findet man dann hier. Den ein oder anderen Posteingang könnten wir übrigens noch vertragen. Was es mit dieser ganzen Briefaktion überhaupt auf sich hat, kann man hier nachlesen. Was wäre diese Veröffentlichungswoche ohne einen Brief eines Schalke Fans. Ohne diese Truppe in der Nord gäbe es evtl. das Projekt gar nicht. Schalke war mehr oder weniger der Testballon, dessen überwältigendes Platzen mich dann vollends überzeugt hat mit dem Sohnemann die Stadien dieses Landes zu bereisen. Bis heute noch eines der bewegendsten Erlebnisse. Dafür einen knappen Dank an die Knappen.  Hier der Brief von Maik und warum er auch ohne Kohle, nee, auf Kohle, nee wegen der Kohle….. Ach lest selbst.

Glück auf Jay-Jay, ungefragt und aber nicht ungebeten schreibe ich diese paar Zeilen an Dich.

Ich kenne Dich leider nicht und Deinen Papsi auch nicht. Zumindest nicht persönlich. Aber irgendwie kenne ich Euch Beide schon. Ein wenig. Übrigens haben wir wohl auch gemeinsam eines der Lieblingslieder Deines Papsi gesungen.FC Schalke 04 - Logo In dem Nest Bielefeld, auf der Alm, 2013 gegen Fortuna. „Ihr könnt nach Hause fahren, ihr könnt…“ Vielleicht erinnerst Du Dich ja noch?! Ich stand jedenfalls auch in der Kurve der Arminia und habe den Gassenhauer u.a. zum Wohlwollen des älteren Rebellen unter Euch geschmettert. Ich verfolge als stiller Leser Eure rebellenhafte Findungskommission. Coole Aktion von Deinem alten Herren. Mein Dad hatte leider nicht so viel Zeit für mich seinerzeit. Die dollsten Momente waren alle 2 Wochen auf einen Sonntagnachmittag Rommé mit ihm und meinem Bruder zu spielen. Er hatte andere Prioritäten. Verstehe mich ja nicht falsch, ich hatte den übelst besten Papsi der Welt, aber er gehörte zu der Generation, die sich in ihrem Job aufrieben. Für Andere. Der Verantwortung übernahm und führte. Der sich stets in den Hintergrund und den Dienst der Sache stellte. Der viel zu früh verstarb. Aber ich schweife ab…Thema ist ja, WIE ich zu meinem Verein fand. Ist eigentlich ganz einfach: Schalke ist die geilste Club die Welt! Fettich. Fragen? Siehste, auch nicht. Manches kann glatt so einfach sein wie Fussek. Machet jut, Jay-Jay. Nimm Dir die Zeit, Dein Vereinsgen kommt plötzlich und von ganz alleine… ;o)

 

 

 

 

Ne, so einfach entlass ich Dich aus der Nummer nun auch nicht. Musst nun doch schon durch meine Story durch. Als gebürtiger Ost-Westfale nahm mich ein Arbeitskollege des besten Papsi der Welt stetig mit auf die Bielefelder Alm. 20km Anreise waren für mich anfangs eine Weltreise. Aber so wurde ich Teil des berüchtigten Block 5 der damaligen Bielefelder Holzalm. Berüchtigt auf meinem Schulhof. Aber auch geschichtsträchtige Spiele habe ich dort gesehen wie das 3:2 gegen 1860 in der Relegation und einem aufopfernd kämpfenden Norbert Eilenfeld, beim „geschlitzten Ewald“ war ich live dabei und ich glaube Kazuo Ozaki war der erste Japaner in der BuLi. Googelt es selber. War eine schöne Zeit, Arminia. Reichte aber nicht, mich in meinen frühen Jahren an Euch zu binden. Jay-Jay, Mitte bis Ende der Siebziger (und auch noch heute) HÖRTE man die Bundesliga noch live im Radio, Tore-Punkte-Meisterschaft hieß die absolute Topsendung, am liebsten mit Kurt Brumme. Dazu naschte man meist ein Twix namens Raider und die letzte Viertelstunde der Konferenz aller 9 Spiele war man in seiner eigenen Welt, parallel zum Rest des Universums. In diesen Reportagen entschloss ich mich, einen Verein namens 1.FC Köln gut zu finden. Es war glaube ich für lange zwei bis drei Konferenzen. Schalke fand ich aber auch gut. Dann schickten die Schalker die Bayern mit 7:0 in deren Stadion unter die Dusche. Klaus Fischer… <hach. Ich kloppte in meinem Inneren Köln in die Tonne. Bielefeld war in Ordnung (waren die derzeit in der Liga 2 Nord?), Schalke war aber mein Favorit. In meiner Gegend war keiner für Schalke. Die einzig wahre Borussia aus Gladbach, die Bayern und Köln waren angesagt, aber doch nicht Schalke. Zweifel kamen in mir auf?! War das der richtige Entschluss eines Suchenden ohne Findungskommission? DANN kam wohl der alles entscheidende Moment. Ob ich es mir auch nur so einrede, ich weiß es nicht, jedenfalls habe ich es so in meiner Erinnerung! Ein weiterer Arbeitskollege meines Papsi aus dem gehobenen Management, gebürtiger Gelsenkirchener, brachte mir Bettwäsche mit. Von Schalke. Brauchst jetzt gar nicht „Na und?!“ raunen. Damals gab es nicht diese unzähligen „Fanartikel“ wie heute! Man hatte nen Strickschal in seinen Farben von der Oma und vielleicht nen Trikot. Aber das war! Restliche Utensilien waren  „Made by Hand“! Die Bettwäsche war schlichtweg der Bringer. Der Schulhof gehörte mir und meiner dicken Fresse. Das war mal sicher. Der beste Papsi der Welt wurde von dem nervigsten Sohn der Welt nun fortlaufend gequält und im November ’78 war es endlich so weit: ICH fuhr ins Parkstadion! Gegen die andere Borussia, die Schwarz-Gelbe. Die Bedeutung dieser Derbys war mir ehrlich gesagt noch nicht so bewusst. Wir schlugen den geliebten Nachbarn 5:1! Und es war um mich vollends geschehen. Hier nun könnte der Bericht eigentlich enden…

Aber es sind nicht nur die Geschichten des WIE (… finde ich meinen Verein…) sondern auch die des WAS (… gibt mir mein Verein…)! Ich möchte Dich nicht zu sehr langweilen und versuche mich kurz zu halten. Im Alter von 9 bis 12 gelang es mir noch ein paar mal meinen Papsi zu einer Schalke-Fahrt zu überreden. Es war aber nicht oft. Ich ging auch weiterhin auf die Bielefelder Alm. Immer in den berüchtigten Block 5! Es sei den es kam Schalke! Dann war ich in „meiner wahren“ Kurve. Mit 12 Jahren nahm mich dann mein damals 19jähriger Handballtrainer mit auf Schalke. Wenn ich mir im Nachhinein überlege, welches Vertrauen meine Eltern hatten, ihren 12jährigen einem relativ unbekanntem Führerscheinneuling anzuvertrauen…?! Nur weil ich nervtötend war. Danke, meine lieben Eltern. Mein damaliger Trainer, nennen wir ihn hier mal Gerd, ist übrigens heute mein bester Freund und Patenonkel meines Sohnes… Jedenfalls nahm Gerd mich mit. Zur heutigen Überraschung brache er mich auch wohlbehalten zurück. Und fortan fuhr ich so oft es nur ging mit Gerd ins olle, geliebte Parkstadion. Und wir hatten Tiefen (Abstiege in Liga 2) und Höhen (Aufstiege in Liga 1) Wir hatten Zeiten in denen wir niiiiie mehr fahren wollten und ständig wiederkamen. Viele kennen das, dieses unerklärliche Etwas, das, was das Fansein ausmacht. Irgendwann mal in Liga 2, fuhr ich mal alleine von Ost-Westfalen nach Bayreuth. War es bis zur Bielefelder Alm eine Weltreise gewesen, war dies ein Trip in ein unbekanntes Sonnensystem. Ich war zwischenzeitlich also zum Vielfahrer mutiert. Nicht Allesfahrer. Das ließ die Zeit und das Geld nicht zu. Aber vielfahrender Vielfahrer, quasi ein Fast-Allesfahrer… ;o). Ich also auf einen Sonntag alleine auf nach Bayreuth. 0:1 durch irgendwen in der fünft- bis vorletzten Minute gegen mich und meine Blauen. Ab ins Auto, der Quatscher im Radio spricht irgendwas von Schalke, Platz 20 in Liga 2, von drohendem Totalabsturz. Total paralysiert, weiß ich bis heute nicht, wie ich nach Hause oder besser gesagt direkt zur Arbeit gekommen bin. Es war einer dieser Momente: Niiiiiiiiiiie wiiiiiiiiieder…. 3 Tage später saß ich wieder im Dauerregen auf der Gegengrade im Parkstadion, es war ein Pokalkick (ich glaube gegen Bochum), den wir natürlich erst in der Verlängerung bei langsam einsetzendem Orkanregen verloren. Wo ich auf dem darauffolgenden Wochenendspieltag war, brauche ich Dir wohl nicht erklären. Gerd war bestimmt dabei…

Aber es sind auch die vielen anderen schöne Momente, die einem suggerieren „Ich bin stolz ein Schalker“ zu sein. In den Zeiten der grauen Maus in der Bundesliga, wenn die Blauen mal einen „von da oben“ deklassiert haben. Später die Europapokalsaison 96/97. Bei jedem Spiel bis auf Trabzon bin ich (natürlich mit Gerd) dabei gewesen. Jeweils ohne Ticket. Das geht immer irgendwie. Und das ging auch. Es war ein geiles Jahr in Europa. Die Underdogs rockten den UEFA-Cup. Auf solchen Touren lernst Du Gleichgesinnte kennen, die Du nie mehr missen möchtest. Noch heute freue ich mich immer riesig, wenn ich Verabredungen bei dem ein oder anderen Spiel mit diesen Leuten treffen kann. Du lernst auch Popohöhlen kennen. In Deinen Farben. Zum Glück liegt es an jedem selbst, die Intensität dieser Bekanntschaften auf null zu fahren. In diesem neuen Jahrtausend sind auch die Finalspiele in Berlin in meiner Hihglightkategorie weit oben. Auch ein unbedeutsamer Kick 2001 gegen Unterhaching…

Alles in Allem sind es die gemeinsamen Erlebnisse im Namen Deiner Farben, die die Verbundenheit zu Deinem Verein ins Unerschütterliche festigen. Es sind nicht die Erfolge. Die sind den Erfolgsfans vorbehalten, darum heißen sie ja auch so… ;o) Sollte ich eine Rangliste niederschreiben, mit meinen persönlichen Highlightspielen, die mir einen feuchten Glanz in die Augen treiben, dann beginnt es 97 mit dem Auswärtsspiel in Valencia, danach 2003 in Pasching, gefolgt von 2001 heeme gegen Unterhaching… DIE sind verfestigt. Wichtigere, erfolgreiche Knallerspiele muss ich immer erst aus meinen verwaisten Zellen hervor kramen. Auf- und Abstiege in den 80zigern verschwimmen langsam vor meinem geistigen Auge. Schade irgendwie. Aber so ist es halt.

Du findest Deinen Weg… zu Deinem Verein, da bin ich mir sicher. Und solltest Du auf Eurer Rebellentour mal wieder den Weg auf Schalke finden oder auch auf die Bielefelder Alm, lass es Deinen Papsi twittern oder bloggen, ich hab‘ da einen „besonderen“ Schal meines S04, den ich nur besonderen Menschen schenke…

Blau-Weiße Grüße aus Ost-Westfalen
Meik, aka Buender-Schalker

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