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#51 Karin liebt den FC St.Pauli

#51 Karin liebt den FC St.Pauli

Hallo Jay-Jay, nun, Du moechtest Geschichten, wahre Geschichten, hoeren oder vielmehr lesen. Was bedeutet Fussball fuer mich und wie habe ich MEINEN Verein gefunden?

Ich koennte Deine Oma sein, es gab, als ich so alt war wie Du jetzt bist, noch kein Fernsehen, jedenfalls hatten wir keinen Fernseher. Mein Vater spielte Fussball, mein Bruder spielte Fussball mit den Kindern aus der Strasse, und ich auch. Maedchen durften immer mitspielen.
Dann spielte mein Bruder bei VFL 93 und die ganze Familie schaute zu.
Ich liebte die Stimmung, das Spiel und natuerlich meinen Bruder. Ich war kein Fan, aber ich hatte Spass.

Unsere Eltern kauften den ersten Fernsehapparat. Jetzt gabs Samstag Sportschau, die keiner verpasste. Es wurde immer lebhaft kommentiert und diskutiert, ich mochte Schalke 04 und den HSV, speziell uns Uwe, also Uwe Seeler, war aber immer noch kein Fan. Das Wort gabs damals bestimmt noch nicht, ich glaube man war Anhaenger eines Fussballvereins. Ich hatte meinen ersten Freund, HSV Anhaenger und mit einigen HSV-Leuten bekannt. Ich mochte diese Leute nicht und hielt mich fern, ich war auch einige Jahre juenger, als die. Aber den HSV fand ich trotzdem gut, war ja schliesslich ein Hamburger Verein, und ich wohnte ja nun mal in Hamburg.

Einige Jahre spaeter fuhr ich mit meinem Neffen zum Stadion des HSV. Ich setzte ihn dort ab, er sah das Spiel und ich nahm mir vor, auch mal in das grosse Stadion zu gehen. Es hat einige Jahre gedauert, bis ich mit einem Freund, sehr aufgeregt und voller Vorfreude, zum Volksparkstadion fuhr. Die Stimmung vor dem Stadion war mir so unangenehm, dass ich nicht hineingegangen bin und ich habe mir damals vorgenommen, Fussball im Fernsehen zu gucken und weiter zum VFL 93 zu gehen, wenn ich mal ein Spiel auf dem Platz sehen moechte.

Einige Jahre spaeter lernte ich „Rulle“ Laubinger kennen, einen Fussballer, der beim HSV gespielt hatte und dann zum VFL 93 ging. Er trainierte und spielte manchmal mit den Jungens aus unserer Siedlung, er wohnte dort und auch mein Sohn war dabei. Erst mit den kleineren Jungs, dann alle zusammen und dann die groesseren Jungs. Ich konnte vom Kuechenfenster aus zuschauen und hatte sehr viel Spass in dieser Zeit. Es gab auf dem Bolzplatz sogar Flutlicht. Mein Sohn, Timo, wollte nie in einem Verein spielen, immer nur mit Freunden kicken. Bis heute. Er mag keine Vereine, auch nicht als Fan, er macht lieber Musik und besucht Konzerte, gluecklicherweise auch mit mir.
Immer noch hatte ich keinen Verein gefunden, dessen FAN ich sein wollte oder der mein Herz beruehrte.

Fussball fand fuer mich hauptsaechlich im Fernsehen statt, aber auch wenn ich alleine guckte, habe ich immer mitgefiebert und laut meine Mannschaft angefeuert oder geschimpft wie ein Rohrspatz, wie man so sagt. Also ehrlich, mehr laut gemeckert als angefeuert. Meine Mannschaft hab ich mir vor dem Spiel ausgesucht, die wars dann fuer dies eine Spiel.

Viele, viele Jahre spaeter, so vor ca. 7 Jahren, nahm mich mein Schwiegersohn mit zu einem Spiel vom FC St. Pauli, Millerntorstadion. Ich hatte den Verein bereits im Fernsehen gesehen und mich ein wenig informiert, wollte jedoch nie ins Stadion, wegen meiner schlechten Erfahrung beim HSV. Also ich ging halt mit und war schon ein wenig aufgeregt. Dann …. Es war einfach unglaublich, ich fuehlte mich sofort wohl, die Stimmung war super, ich fuehlte mich einfach gluecklich war von dem Spiel begeistert und wollte unbedingt wieder hingehen. Was fuer ein Unterschied zu einem Kneipenabend mit Fussballgucken oder zu Hause vor dem Bildschirm.

Seit dem Tag versuche ich jedes Heimspiel und so viele Auswaertsspiele und Testspiele wie moeglich zu sehen. Ich liebe diesen Verein, die Fans und die Stimmung. Ich bin jetzt 63 Jahre alt und am Spieltag so aufgeregt, dass sich meine Freunde darueber lustig machen.

Es bereitet mir grosse Freude, diesen Verein und auch diese Fans zu unterstuetzen, so gut ich kann, was auch sehr viel mit den Menschen zu tun hat, die ich dort kennengelernt habe.

Enkelkinder habe ich leider nicht, aber ich kenne 2 Jungs, 10 und 7 Jahre alt, die beide in einem Verein Fussball spielen und die mich manchmal begleiten. Nun habe ich bisher gehofft, dass diese beiden auch FANS vom magischen FC werden, aber irgenwie ist es auch egal. Bei mir hats schliesslich auch sehr lange gedauert, bis ich mein Fussballglueck gefunden habe.

Und manche, so wie Timo, finden ihr Glueck auch ohne Fussballverein, er guckt sich ueberhaupt keine Spiele an. Er kickt weiter mit seinen Freunden, wenns grad mal passt, aber sein grosses Glueck ist die Musik. Er hat mir versprochen, einmal mit mir zum Millerntor zu gehen, um mir eine Freude zu machen. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine Freude werden wird.

So, Jay-Jay, dies ist meine Fussballgeschichte.

Finde Dein Glueck, mit oder ohne Verein, es scheint mir, als wenn die Suche mit Deinem Papsi schon ein sehr grosses Glueck ist.
Ich wuensche Dir weiter viel Freude beim Suchen
Karin

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