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Wochenendrebellen

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#48 Martin liebt Fortuna Düsseldorf

Hi Jay-Jay,

mein Name ist Martin, ich höre aber eher auf meinen Spitznamen „Heyno“ – eine Kombination aus dem Namen des bekannten Sängers Heino und meinem Nachnamen. Und weil ich als Junge eine mega-blonde Matte hatte (habe ich jetzt wieder ;)) und oft eine schwarze Sonnenbrille auf hatte, bekam ich diesen Spitznamen, mit dem ich manchmal sogar unterschreibe.

 

Wir haben uns das erste Mal beim Auswärtsspiel unserer Fortuna in Paderborn vor knapp einem Jahr gesehen und abgeklatscht. Auf der Rückfahrt habe ich von Eurem Experiment als Wochenendrebellen gehört und war ein bisschen neidisch, dass Du jedes Wochenende verschiedene Stadien und Mannschaften siehst. Ich finde es eine großartige Sache, genieße es, denn das ist einfach einzigartig.

 

Ich schreibe Dir diese Zeilen als Anhänger von Fortuna Düsseldorf, d. h. in meinen Knochen steckt eine schmerzliche Niederlage gegen Nürnberg und die Erkenntnis, dass die Diva Fortuna sich diese Saison im Mittelmaß befindet und, so hoffe ich, noch ein paar Punkte holen wird und wir frohen Mutes in die nächste Zweitliga-Saison 2015/16 starten werden.

 

Aber ich war nicht immer Fortune, das wissen noch nicht viele, aber ich war früher Anhänger der Borussia aus Mönchengladbach und Du wirst lachen, mein Paps hat mich dazu gebracht. Eines Tages kam ich nach Hause – ich war 8/9 Jahre alt, spielte als Verteidiger (Libero) im Ortsverein am Niederrhein – und habe etwas von Bayern und Dortmund geredet. Er hat sich das angehört und sagte in etwa: „Das gibt es nicht, Du musst dir einen Verein suchen, mit dem Du Dich identifizieren kannst… Zudem, was ist mit Gladbach, ist doch ein Spitzenverein mit ganz viel Tradition, und direkt vor der Haustür… und sowieso niemals die Bayern, niemals, wir fahren nach Gladbach!“. Du merkst, die Bayern waren schon früher nicht jedermanns Lieblingsverein, weil sie einfach alles gewonnen haben und immer den anderen Vereinen die besten Spieler weggekauft haben. Es war einfach nur langweilig. Und dem offenen und lebenslustigen Rheinländer war das sowieso zuwider. Der Kabarettist (schwieriges Wort, ist ein lustiger Typ) Frank Goosen hat einmal gesagt, man muss als Fan, egal welchen Vereins, leidensfähig sein, deswegen haben die Bayern auch keine Fans sondern nur Zuschauer. Also hat mich mein Vater auch schon am nächsten Wochenende ins Auto gepackt und zum altehrwürdigen Bökelberg (so hieß das Stadion von Mönchengladbach, bevor die neue Arena gebaut wurde) gefahren. Und so erklomm ich die hohen Betonstufen in der Nordkurve. Ich kann mich leider nicht mehr an den Gegner erinnern, aber es war einfach toll. Da gab es noch einen Trommler, der einen Extraplatz auf dem Zaun hatte, sein Name war Manolo (er lebt leider nicht mehr). Manolo trommelte wie ein Wahnsinniger, es wurde viel gesungen, die Stimmung war fantastisch, auch wenn wir verloren haben, jeder Angriff wurde lautstark beklatscht, der Gegner wurde ausgebuht – mich hatte das Fohlen-Virus gepackt. Auf dem Rückweg lauschte ich den Stories von meinem Vater aus den glorreichen 70er Jahren, das legendäre 12:0 gegen Dortmund (Trainer: Otto „Tor“hagel), das er live sehen durfte (es fand übrigens in Düsseldorf statt, da der Bökelberg zu der Zeit umgebaut wurde) oder aber auch der Büchsenwurf im Spiel gegen Inter Mailand.

 

Wir besuchten viele Spiele gemeinsam, später war ich mit Freunden im Bökelberg. Ich durfte eins der legendärsten Spiele sehen – das DFB-Pokal Spiel 1992 gegen die Pillendreher aus Leverkusen. Du glaubst es nicht, aber unser Torwart Uwe Kamps hielt im entscheidenden Elfmeterschießen vier (!!) Elfmeter! Das Finale haben wir jedoch verloren. Die Zeiten mit Gladbach waren „lehrreich“, man erlebte den DFB-Pokalsieg 1995, den Abstieg 1999, dazu die Wiederkehr in die Bundesliga sowie den Stadionwechsel. Aber auch ein Spiel wie das 2:8 gegen Leverkusen im Jahr 1998 (da schließt sich der Kreis). Es war sehr bewegend, der Verein hat meine Entwicklung mitgeprägt, denn im Leben gibt es auch immer ein Auf und Ab, welches es zu meistern gilt.

 

Zwischendurch habe ich auch viele Spiele von Bayer Uerdingen in der Grotenburg oder von der Alemannia aus Aachen am alten Tivoli geschaut und mitgefiebert. Da fällt mir ein, ich muss nochmal zum neuen Tivoli… das letzte Spiel der Alemannia war das Derby bei Rot-Weiß Essen an der neuen/alten Hafenstraße vor gut einem halben Jahr mit einem guten Bekannten.

 

Mit der Zeit schwächte sich das Gefühl für den Profifußball und für Gladbach immer weiter ab. Ich machte eine kleine Pause von ca. 1-2 Jahren, ich sah kein Spiel mehr live, die wöchentliche Sportschau war mir egal. Der Sport wurde mir zuwider, einiges, was innerhalb der Fans und der Kurve abging, fand ich beschämend.

 

Dann, es war glaub ich 2007 und ich wohnte noch in Aachen, besuchte ich die ersten Spiele der Fortuna, und mich packte wieder das Fußball-Virus. Der Verein war in der Versenkung verschwunden, niemand interessierte sich für unsere Forteng, doch die Fans lieferten einen klasse Support. Die Spieler kämpften, spielten mal gut, mal schlecht, doch es kribbelte wieder bei mir im Bauch. Ich wechselte beruflich nach Düsseldorf, holte mir eine Dauerkarte und erlebte den Aufstieg in die zweite Bundesliga. Man merkte aber auch, dass unser Verein noch (immer) nicht professionell geführt wurde, aber das war vielen egal, Hauptsache wir wurden wieder beachtet.

 

Seitdem habe ich tolle Spiele und wunderbare Tore erlebt – den Last-Minute Treffer von Jovanovic gegen Dresden, den grandiosen Fallrückzieher vom „Rotzlöffel“ Rösler oder auch das Relegationsspiel gegen die Herthafrösche aus Berlin, mit dem Solo von Maxi Beister zum 1:0 bei uns zu Hause. So erlebten wir ein Auf und Ab, unser Trainer Nobby Meier führte uns bis ins Oberhaus, und jeder wusste und dachte für sich, „genieße es, nimm es mit, es wird eine kurzes Erlebnis werden, aber wir werden jede Menge Spaß haben“.

Und so war es natürlich auch. Wir mussten Spieler wieder ziehen lassen, einige fragwürdige Entscheidungen hinnehmen, zum Schluss hatten wir auch einfach nur Pech und waren zum Ende verdient abgestiegen. Aber egal, im Rheinland sagen wir dazu, „et hätt noch emmer joot jejange“ und „et es wie et es“.

 

Die harten Zeiten der Regional- und Oberliga habe ich nicht miterlebt, ich hoffe aber auch, dass es nicht wieder passiert, denn dann wird es den Verein nicht mehr geben.

 

Wie schon eingangs erwähnt, schreibe ich diese Zeilen nach einem schlechten Spiel ohne richtig raus gespielten Chancen und einer nicht funktionierenden Defensive. So isses halt, man schüttelt sich einmal und guckt nach vorne. Denn das habe ich mit diesem Verein gelernt, man liebt einfach diesen Verein und den Sport mit den unterschiedlichen Facetten und mit der Erkenntnis, dass es auch einen Verlierer geben muss. Das ist unsere Fortuna, aber ich weiß, dass es wieder bessere Zeiten geben wird. Vielleicht können wir auch bald wieder DFB-Pokal und verlieren nicht wieder in der 1. Runde… 😉

 

So, das war meine Geschichte für Dich, wie aus einem Gladbach-Fan ein Fortuna-Fan wurde. Ich jedenfalls habe über Umwege meinen Verein gefunden und werde für immer dazu stehen. Ich hoffe, Du wirst auch Deinen Verein bald finden, und wenn Du Dich aus irgendwelchen Gründen auch mal umentscheidest, auch nicht so schlimm, solange Du mit ganzem Herzen dabei bist, ist das ok. Halt mich auf dem Laufenden, für welchen Verein Dein Herz schlagen wird! Aber erstmal wünsche ich Dir viel Spaß mit großartigen Spielen in den großen und kleinen Stadien der Republik.

 

Die Fooortuuunaaa ist mein Verein, mein Herz, das schlägt für Düsseldorf am Rhein…

 

Sportliche Grüße aus der schönsten Stadt am Rhein

Heyno

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